Jubiläums-Jahresfest des GAW – Hauptgruppe Oldenburg zum 170. Geburtstag

Gegenreformation, aber keine Reformation in Portugal

In diesem Jahr 2014 wurde das Gustav-Adolf-Werk – Hauptgruppe Oldenburg - 170 Jahre alt! Das war für den Vorstand des GAW Oldenburg wie für alle Mitglieder ein willkommener Grund, dieses Jubiläum am Wochenende 3. und 4. Mai 2014 ausgiebig zu feiern.                                                           tl_files/oldenburg/Termine/Jahresfest 2014/Jahresfest - Thomaskirche.JPG

Die Kirchengemeinde Ofenerdiek in Oldenburg übernahm die Gastgeberschaft und öffnete ihre Thomaskirche wie die Gemeinderäume zu einem großen Fest. Bischof Jan Janssen hielt die Predigt und würdigte darin die weltweite Vernetzung des GAW mit ihren Partnern auch mit der Rückenstärkung der Oldenburger Gruppe. Die Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler lud zu einem festlichen Empfang in den historischen Ratssaal der Stadt Oldenburg und Stipendiaten aus Brasilien waren eigens aus Leipzig gekommen, um mit uns zu feiern. Auch beim Fest selbst ließ es sich die Bürgermeisterin nicht nehmen, ein ausgiebiges Grußwort zu sprechen. Der Vorstand unter der Leitung von Pfarrer Dietrich Schneider zusammen mit dem Vorstand der Frauenarbeit des GAW (Frau Beutin, Frau Schäfer u.a.) hatten das Fest gut vorbereitet. Ein Wermutstropfen war, daß unser Gast von der IgrejaEvangélicaPresbiteriana de Portugal, Generalsekretärin Dr. DulceGabete, leider kurzfristig absagen mußte. Schnell sprang Dr. Stefan Welz ein, der aus seinem früheren Auslandspfarramt in Lissabon Grundzüge reformatorischen Wirkens in Portugal nachzeichnen konnte. Kennzeichnend für Portugal ist, dass es in diesem Land am südwestlichen Zipfel Europas keine „echte“ Reformation gab. Keine Reformation, aber eine Gegenreformation fand statt! Die portugiesischen Herrscher verstanden es, jegliche reformatorischen Bemühungen im Keim zu ersticken. Reformatorisches Schriftgut wurde bereits in den Häfen konfisziert, Evangelische verhaftet oder des Landes verwiesen. Erst im 19. Jahrhundert, 1838 und die Jahre darauf, gelang es dem schottischen Arzt Robert Kalley und seiner Frau Margaret, reformatorisches Gedankengut verbunden mit diakonischem Engagement auf die Insel Madeira zu bringen. Doch auch diese Bewegung kam bald zum Erliegen.Eine Kirchgründung wurde nicht geduldet, bereits 1846 wurde die Kirche aufgelöst, das Haus der Kalleys angezündet, das Ehepaar selbst wie viele andere Gemeindeglieder flohen ins Ausland. Einer der Flüchtlinge, als Kind in die USA gekommen, ließ sich dort zum Pfarrer ausbilden, um rund 25 Jahre später, im Jahr 1869, eine neue evangelische Kirchgründung auf portugiesischem Boden zu versuchen. So bilden vor allem drei Bewegungen und Kirchgründungen das protestantische Erbe in Portugal ab:
 
1870 wurde zum historischen Datum dreier Kirchgründungen in Portugal. Der besagte Pfarrer aus den USA, Antonio Matos, gründete in diesem Jahr zusammen mit einem schottischen Pfarrer in Lissabon die zweite portugiesisch-evangelische Kirche. Aus dieser Gemeindegründung folgten 60 und 70 Jahre später weitere Gemeinden, die sich 1947 zur IgrejaEvangélicaPresbiteriana de Portugal (IEPP) zusammenschlossen.
Nahezu zeitgleich entstand in Nordportugal – in Vila Nova de Gaia – durch die Missionsarbeit des Methodisten James Cassels 1870 eine methodistische Kirche, die sich 1948 eine eigene Verfassung gab und unter dem Dach der Methodistenkirche in England beheimatet war.
Und schließlich spalteten sich 1870 vor allem aufgrund des Unfehlbarkeitsdogmas katholische Priester von ihrer Kirche ab und gründeten die „Lusitanische-Katholische-Apostolische-Evangelische Kirche in Portugal“, die ihre evangelisch-protestantische Nähe unterstrich und seit 1980 Mitglied der anglikanischen Kirchengemeinschaft ist.
Seitdem hat sich auf protestantischem Feld in Portugal viel entwickelt. Die Kirchengemeinschaft zwischen der IEPP und den Methodisten steht vor dem Abschluß, Taufvereinbarungen auch mit der katholischen und der orthodoxen Kirche wurden vereinbart, die kleinen protestantischen Kirchen in Portugal sind aktiv und selbstbewußt. So macht es der GAW-Gruppe Oldenburg Freude, an dieser Partnerarbeit mitzuwirken in froher Erwartung vieler weiterer Feste mit evangelischen Partnern weltweit
 
(Dr. Stefan Welz)