175 jähriges Jubiläum in Oldenburg
Festgottesdienst zum 175-jährigen Bestehens des Gustav-Adolf-Werkes in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg
„Vor 175 Jahren gab es das Oldenburger Rathaus noch nicht. Damals hatte diese Kirche noch keine Türme, doch gab es schon diesen Kirchenraum“, veranschaulichte Pastor Dr. Ralf Hennings die Gegebenheiten der Lambertikirche zu Oldenburg. Er begrüßte zum Festgottesdienst die Ehrengäste und Gottesdienst-Besuchenden in der Hauptkirche des Oldenburger Landes. In dem feierlichen Gottesdienst am vergangenen Sonntagmorgen, 26. Mai, stand das 175-jährige Jubiläum des Gustav-Adolf-Werkes (GAW) in Oldenburg im Mittelpunkt.
Bischof Adomeit: Abschiede sind eine alltägliche Erfahrung
In seiner Predigt beleuchtete der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit die vielen Arten von Abschied. „Abschiede sind eine alltägliche Erfahrung. Meist denken wir nicht groß darüber nach“, er nannte verschiedene Arten der bewussten und unbewussten, geplanten und unvermeidbaren Trennungen sowie den endgültigen Abschied.
„Im Johannesevangelium beschreibt der Evangelist den Abschied Jesu in besonderer Weise. Die ersten christlichen Gemeinden, für die Johannes schreibt, leiden unter der Abwesenheit Jesu. Jahrzehnte sind seit seinem Tod vergangen. Eigentlich sollte Jesu Wiederkunft längst geschehen, das Reich Gottes längst angebrochen sein.“ Es entstehe Zweifel, wo denn Gottes Nähe geblieben sei, wenn der Abschied schwer ist. „Gottes Nähe in persönlichen Krisen, in Krankheit, Sterben und Tod – in den Momenten, in denen Menschen Gottes Nähe besonders brauchen, wird sie oft besonders schmerzlich vermisst.“
Bischof Adomeit forderte die Zuhörenden auf, sich beim Abschied durch Seelsorger unterstützten zu lassen, so wie auch Jesus ein Seelsorger war: „Jesus, der Seelsorger. Er sorgt für die Seinen, bevor er geht. Und er sorgt nicht nur mit guten Worten für sie, sondern fordert sie auf, selbst aktiv zu werden. Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. (V. 23.24)
„Rogate – bittet, betet:
„Rogate ist der Name dieses Sonntags, traditionell der Sonntag, an dem das Gustav-Adolf-Werk sein Jahresfest feiert, seit 175 Jahren“, der Bischof betonte, dass unvorstellbar viele Gebete in den 175 Jahren in Gottesdiensten, Andachten und Bibelstunden in den mehr als 40 Partnerkirchen gesprochen wurden. „Gebete für die Menschen, die der Arbeit verbunden sind, und für die Projekte, die Menschen in vielen Teilen der Welt unterstützen. Die Gebete rund um die Welt verbinden dabei die Menschen über Grenzen, Generationen und Kulturen hinweg in dem einen Glauben an Jesus Christus. Rogate - Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. Dieser Satz hat sich in der Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes an vielen Stellen bewahrheitet.“ Bischof Adomeit sprach über die Unterstützung, die Spenden, aber auch die Solidarität, das echte Mitgefühl, die Verbundenheit im Glauben, die mindesten genauso wichtig seien.
Für eine besondere Atmosphäre sorgte der Chor Capella St. Lamberti mit seinem Gesang unter Leitung von Tobias Götting, der auch an der Orgel saß. Den Festgottesdienst gestalteten der Vorsitzende, Pfarrer Dietrich Schneider, die stellvertretende Vorsitzende, Pfarrerin Doris Möllenberg, gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Vorstandes des Gustav-Adolf-Werkes. Als Ehrengäste beteiligten sich Dr. Elena Bondarenko, die Pröpstin der zentralen Propstei Moskau und Frauenbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands sowie Pfarrer Laszlo Pall aus der Ukraine. Wanda Falk, Direktorin der Diakonie Polen, und Dr. Michael Jonas lasen das Evangelium auf Polnisch und Deutsch.
„Das GAW hat Oldenburg geprägt.“
In den Festreden stellte Dr. Stefan Welz, Vorstandsmitglied im GAW, zwei Projekte vor, die gezielt durch die Kollekte unterstützt würden. „Wir verpflichten uns, Geld auszugeben, das noch nicht da ist, das wir noch sammeln“, warb er für die Kollekte in der gut besuchten Lambertikirche.
Der Einsatz und die Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes wurde in den Festreden nach dem Gottesdienst betont und sehr gelobt. Dr. Elena Bondarenko überbrachte Grüße aus Russland, wo das GAW bei Sanierungen vieler kleinen und großen Projekte geholfen habe. „Das GAW Oldenburg ist ein guter Freund unserer Kirche und Frauenarbeit geworden“, sagte die Pröpstin der zentralen Propstei Moskau. Es sei ein großer Segen, auf einem gemeinsamen Kontinent zu leben. „Wir teilen gemeinsame Liturgie und nicht selten die deutsche Sprache.“ Sie sprach auch im Namen der Länder Polen, Ukraine und Rumänien.
„175 Jahre Gustav-Adolf-Werk ist ein guter Grund, sich besonders zu freuen, als Oldenburger Minister und evangelischer Christ“, betonte Björn Thümler. Es sei auch im Jahr 2019 immer noch richtig, sich zu besinnen, dass Christen die größte Gruppe sei, die verfolgt würde. „Daher ist die Arbeit des GAW segensreich und wichtig.“
Die Oldenburger Bürgermeisterin Petra Averbeck nannte die 175 Jahre GAW eine beeindruckende Zahl. „Das GAW hat Oldenburg geprägt, die Gründung ist eng mit der Stadt verbunden.“ Im Namen der Stadt und des Oberbürgermeisters Jürgen Krogmann bedankte sie sich bei dem GAW, das eine große Bereicherung für Oldenburg sei.
„Was wir machen ist eine Menschenrechtsaufgabe.“
Für den Gastvortrag war der Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks, Enno Haaks aus Leipzig angereist. „Was wir machen ist eine Menschenrechtsaufgabe.“ Er sprach von den verfolgten Christen und Minderheiten in Syrien. „Es kann uns nicht egal sein, wenn Christen verfolgt werden.“ Die Aufgabe des GAW habe sich seit dem Krieg in Syrien verändert. Er stellte die aktuelle Situation vor, die schwierig und äußerst kompliziert sei und nannte Zahlen und Fakten. „Die Christen im nahen Osten erwarten von den Geschwistern im Westen Hilfe.“ Haaks beschrieb Hilfeprojekte, bei denen das GAW eine koordinierende Funktion einnehmen würde und betonte: „Die Mittel kommen an.“
Nach dem Festakt lud das GAW alle Anwesenden zum Essen und Trinken sowie intensiven Austausch an den bereit gestellten Stehtischen ein.
Beitrag von Bärbel Romey