Fonds "Bedrängte und verfolgte Christen"

2013 hat das Gustav-Adolf-Werk e.V. den ersten Hilferuf evangelischer Christen aus Syrien erhalten. Seit Ausbruch des Krieges im Frühjahr 2011 hatten diese Christen den Menschen in ihrem Land zur Seite gestanden: Not gelindert, Hunger gestillt, Trost gespendet. Doch nach zwei Jahren Krieg waren ihre Ressourcen erschöpft. Sie hatten kaum noch etwas, womit sie helfen konnten: keine Lebensmittel, keine Medikamente, kein Geld und keine Hoffnung.
 
Haroutune Selimian, Pfarrer der armenisch-evangelischen Bethelgemeinde in Aleppo: „Während der vergangenen Kriegsjahre in Syrien haben wir Christen uns oft verlassen gefühlt. Wir fühlten uns einsam und abgeschnitten vom Rest der Welt. Oft haben wir dabei auch die Hoffnung verloren und uns gesagt, dass es niemanden da draußen gibt, der uns hilft. Wir wussten es nicht besser! Doch dann haben wir erfahren, dass Christen im Westen in all den Jahren unseres Leidens an uns gedacht und für uns und mit uns gebetet haben. Unsere Herzen sind voll von Dankbarkeit dafür.“
 
Der Krieg in Syrien hat eine der größten humanitären Katastrophen seit dem 2. Weltkrieg ausgelöst. Mehr als die Hälfte der Menschen, die vor dem Krieg in Syrien lebten, mussten ihre Häuser verlassen und fliehen. Hunderttausende sind tot, vermisst oder verletzt. Ein Ende des Krieges ist nicht wirklich in Sicht. „Es ist kein syrischer Krieg“, sagt Haroutune Selimian, „in Syrien kämpfen Menschen aus 80 Nationen um die Interessen von Regional- und Weltmächten.“
 
Die Situation der Christen in den Ländern des Nahen Ostens ist schwierig. Nachdem islamistische Bewegungen in der arabischen Welt in den vergangenen Jahren erstarkt sind, sind zunehmend gezielt auch Christen Opfer von Krieg und Terror.
In Ägypten gab es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Anschläge auf christliche Kirchen. In Syrien und im Irak haben viele Christen ihre Heimatorte verlassen und vor Islamisten fliehen müssen.
Mit dem Fonds „Bedrängte und verfolgte Christen“ unterstützt das GAW evangelische Gemeinden im Nahen Osten. Es hilft beispielsweise Gemeinden in Syrien, Kriegsschäden an ihren Gebäuden zu reparieren oder humanitäre Hilfe bereitzustellen. So konnte beispielsweise die zerstörte evangelische Kirche in Nabik (Syrien) wieder aufgebaut werden. Evangelische Gemeinden in Syrien haben Familien mit Hilfe des GAW mit Strom und Gas zum Kochen versorgen können. Mit Unterstützung des GAW werden auch evangelische Schulen in Syrien erhalten, damit Kinder und Jugendliche weiter Zugang zu Bildung haben. Firas Farah, Pfarrer im nordischen Quamishly: „Dass es unsere Schule noch gibt, verdanken wir auch dem GAW!“ Das GAW hilft evangelischen Schulen beim Kauf von Heizöl, bei der Beschaffung von Generatoren, bei der Reparatur von Kriegsschäden, beim Kauf von Schulmaterial usw.
 
Millionen syrischer Kinder und Jugendlicher können wegen des Krieges in ihrem Land nicht zur Schule gehen. Viele Schulen sind zerstört. Pfarrer Firas Farah von der evangelischen Gemeinde in  Quamishly: „Wenn unsere Kinder nicht zur Schule gehen können, wächst eine verlorene Generation heran.“
 
Die evangelische Schule in Quamishly hat großen Zulauf. 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind Christen, 85 Prozent Kurden und Muslime. Schule als ein Ort, an dem junge Menschen nicht nur lesen und schreiben lernen, sondern auch über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zusammenleben. Pfarrer Farah: „Wenn die Kinder und Jugendlichen gemeinsam zur Schule gehen, sich über Religionsgrenzen hinweg kennen- und schätzen lernen, Freundschaften schließen, sind sie nicht so anfällig für extremistische Propaganda. Unser Land braucht Versöhnung.“
 
Mit dem Fonds „Bedrängte und verfolgte Christen“ werden Christen in Ländern des Nahen Ostens unterstützt, die unter der gegenwärtigen schwierigen Lage in dieser Region leiden.
Pfarrer Joseph Kassab, Generalsekretär der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon: „Wir möchten, dass die Kirchen im Westen wissen, dass wir Christen des Nahen Ostens eigentlich in unseren Ländern bleiben möchten. Auch wenn viele Christen geflohen sind – fliehen mussten – glauben wir, dass Gott uns hier in diese Region gestellt hat, um seine Liebe zu bezeugen.“  (Quelle: „Hilf mir vor meinen Verfolgern“)