Jahresfest am 09. Mai 2021 in Brake / Golzwarden

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„Lieber an Covid sterben als an Hunger.“

Gustav-Adolf unterstützt Projekt in Venezuela – Jahresfest in Brake

Brake. „Bitte reden Sie mehr über das Gute, das Sie tun“, ermutigte Brakes Bürgermeister Michael Kurz in seinem Grußwort am Sonntag am Beginn des Gottesdienstes zum 176. Jahresfest des Gustav Adolf-Werkes (GAW). Bei schönsten Sonnenschein konnte der Gottesdienst im Golzwarder Pfarrgarten gefeiert werden. Kurz würdigte dabei auch das weltweite Engagement des Hilfswerkes.

Bereits im vergangenen Jahr sollte das GAW-Jahresfestes von der Kirchengemeinde Brake ausgetragen werden, die Pandemie machte dies jedoch unmöglich. In diesem Jahr konnte aber nur in einem kleinen Rahmen gefeiert werden.

Das GAW ist das älteste Hilfswerk der evangelischen Kirche, entstanden vor 200 Jahren in Leipzig. Gezielt unterstützt es kleine evangelische Gemeinden weltweit, um das Gemeindeleben oder diakonische Aufgaben zu fördern. Es ist allein auf Spenden angewiesen, um vor Ort helfen zu können. Vor 177 Jahren wurde im Oldenburger Rathaus der Oldenburger Zweig des GAW gegründet. Seit dem wird in jedem Jahr in einer anderen Kirchengemeinde im Oldenburger Land ein Jahresfest gefeiert.

Pastor Dietrich Schneider, Vorsitzender des GAW Oldenburg, lenkte in seiner Predigt auf die verschiedenen evangelischen Kirchen weltweit. Er selbst trug einen slowakischen Talar. Solche Talare trugen Geistliche im Land, als die protestantische Kirche in der Donaumonarchie noch verboten waren und die Gemeinden heimlich Gottesdienste feiern mussten. Der Talar leuchtete im Dunkeln, konnte aber auch schnell ausgezogen werden, falls Polizei kontrollierte. Er wurde dann an eine Frau weitergeben, die ihn als ihren Unterrock ausgab.

In dem Leitwort des GAW aus dem Galaterbrief „Lasst uns Gutes tun an jedermann“ sieht Schneider Mahnung und Zuspruch zugleich. „Selbst ich kleiner Mensch kann in meinem Leben etwas ausrichten. Gott traut es mir zu.“ Und so würde Gott auch von den Menschen erwarten, dass sie sich einsetzten. So wie Gott jeder Mensch wichtig sei, so solle der Mensch auch mit seinem Mitmensch umgehen. Einander zu helfen, strahle dann auch aus, beschrieb er die Arbeit des GAW.

Das Hilfswerk lenkt in diesem Jahr den Blick auf Venezuela. Die politische Lage in dem südamerikanischen Land ist immer noch sehr instabil, auch wenn hierzulande kaum mehr darüber berichtet wird. Das Land hat zwar reiche Erdölvorkommen, doch leben die Menschen in großer Armut. Viele Menschen verlassen daher bereits das Land. Die Corona-Pandemie hat die Situation in dem Land noch einmal verstärkt. „Lieber an Covid sterben als an Hunger,“ zitierte Jürgen Becker, Schatzmeister des GAW Oldenburg, aus einem Brief. Becker gab auch Einblicke in das diesjährige Projekt: „Casa Hogar“ heißt ein Kinderheim, dass die lutherische Kirche in dem Land unterhält. Der Name bedeutet „Ein Haus, das Zuhause ist.“ 25 Jungen haben dort ein Zuhause gefunden, zwei Betreuer stehen ihnen zur Seite. „Es ist aber gar nicht so einfach mit den Partnern vor Ort in Kontakt zu kommen“, sagt Becker, „denn Internetverbindungen sind nur unzureichend und Stromausfälle sind an der Tagesordnung“. Das Kinderheim hat einen eigenen Garten, in dem Gemüse angebaut wird. Nicht immer ist genug Geld für die Mahlzeiten vorhanden. Außerdem muss für jedes Kind Schulgeld bezahlt werden. „Aber es ist wichtig, dass die Kinder zur Schule gehen, damit sie eine Zukunft haben. Daher müssen wir ihnen helfen“, betonte Becker.

Die lutherische Kirche in Venezuela ist durch deutsche Auswanderer entstanden. Sie umfasst heute  landesweit knapp 2.000 Mitglieder, die in fünf Gemeinden organisiert sind. Mit ihren diakonischen und sozialen Angeboten versuchen sie das Leid und die Armut zu lindern.

Eine wichtige Stütze sind in den kleinen Gemeinden dabei die Frauen, nicht nur in Venezuela sondern weltweit. Darauf verwies Rita Beutin, die Leiterin der Frauenarbeit im GAW. „Die Männer müssen arbeiten oder sie haben die Familien gar allein gelassen, daher organisieren gerade die Frauen die sozialen Projekte in der Familienarbeit, um einander zu helfen.“

Im abschließenden Grußwort bedankte sich Kreispfarrerin Christiane Geerken-Thomas für den schönen und informativen Gottesdienst, der den Blick weite für die Glaubensgeschwister in aller Welt. Das schöne Wetter beschrieb sie als Zeichen, dass Segen auf der Arbeit des GAW liege. „Zwar kann in diesem Jahr nur im kleinen Rahmen gefeiert werden, doch ist das, was die Menschen hierzulande beschwert, doch sehr gering im Gegensatz zu dem, was Menschen in anderen Kontinenten zu ertragen haben“, sagte die Kreispfarrerin. Insbesondere die materielle Unterstützung dürfe nicht aus dem Blick verloren gehen, wie sich am Beispiel des Projektes „Casa Hogar“ zeige.